Über uns


Präambel

Bei der Werkauswahl ist stets mein ganz persönlicher Blick leitend, so dass kein Kunstwerk angeboten wird, welches ich nicht auch für sich selbst erwerben würde. Die Kunst hat sich mir von Kindesbeinen an mitgeteilt. Für mich ist es evident, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt und auch die Kunst ein Quell des Lebens bildet. 

Als Kunsthistoriker lasse ich den präsentierten Kunstwerken eine ihnen angemessene Betrachtung zuteilwerden und verbindet auf diese Weise Passion und Profession miteinander.


    Dr. Martin Kirves


Philosophie

Nicolas Poussin - Et in Arcadia ego

Arkadien ist untergegangen! Arkadien ist gleichermaßen das verlorene Goldene Zeitalter der antiken bukolischen Dichtung wie der verschlossene Garten Eden. Ein diesseitig unerreichbarer Sehnsuchtsort, den einzig die Imagination zu erschließen und die Kunst zu veranschaulichen vermag. 

In seinem wirkmächtigen Gemälde, Et in arcadia ego (1638–1640), präsentiert Niclas Poussin diesen Sehnsuchtsort und konfrontiert den Betrachter zugleich mit dem Untergang der dargestellten Idylle: „Et in arcadia ego“ – „Auch ich bin in Arkadien“ steht auf dem mächtigen Sarkophag. Nicht durch ein äußeres Ereignis geht Arkadien unter, der Tod wohnt ihm selbst inne. 

Entsprechend der antiken Überzeugung, dass die Lebenden das Totenreich als Schatten betreten, weist der junge Hirte auf den Schattenwurf, der sich im Abendlicht auf dem Grabstein abzeichnet und blickt dabei erschrocken zu der neben ihm stehenden Frau auf.

Mit dem die Hirten und letztlich auch Arkadien selbst in den Untergang ziehenden Tod ist der Sehnsuchtslandschaft unauslöschlich ein melancholischer Zug eingeschrieben. Und doch resultiert gerade aus der Melancholie die produktive Kraft der Kunst, die eben auch zur Schöpfung dieses Bildes geführt hat. Der Schattenwurf ist nämlich nicht allein Todesallegorie, er ist zugleich der legendäre Ursprung der Kunst, wie es Eduard Daege in seinem Bild, Die Erfindung der Malerei (1832), veranschaulicht.

Eduard Daege - Die Erfindung der Malerei

Plinius der Ältere berichtet, eine Korintherin habe von ihrem in die Fremde ziehenden Geliebten einen Schattenriss an die Wand gezeichnet, so dass der Abwesende auf diese Weise gegenwärtig bleibt. Damit wandelt sich der Schatten durch die Kunst von einer Todes- in eine Lebendigkeitsform, was von Deage noch zugespitzt wird, indem der Geliebte als Soldat dem Tod entgegenzieht. Nicht melancholisch, sondern von Liebe erfüllt betrachtet die junge Schöne bei Daege die von ihr selbst hervorgebrachte Lebendigkeitsform der Kunst. 

Um den Geliebten möglichst präzise darstellen, hat sie das strenge Profil gewählt und seinem Antlitz dadurch eine ideale ‚Ewigkeitsform’ verliehen. Die stehende Frau bei Poussin ist als einzige Figur im Bild ebenfalls im strengen Profil gezeigt. Zudem hebt sie sich durch ihr helles Inkarnat und ihr Geschlecht von den Hirten ab. Ihre Haltung und ihre Gewandung sind deutlich an antiken Statuen orientiert. In dieser Figur formuliert Poussin ein durch seine Kunst hervorbrachtes Ideal, weshalb die Dargestellte als Allegorie der Malerei anzusprechen ist. Sie überführt die Todesform des sich auf dem Sarkophag abzeichnenden Schattens in die Fülle der durch ihre Idealität überzeitlichen Lebengigkeitsform der Kunst. Sie verwandelt den Tod in Leben und legt daher ihre Hand beruhigend auf den erschrockenen jungen Hirten, um seine Angst zu bannen.

Arkadien ist zwar untergegangen, der Untergang hat aber zum Aufgang der Kunst geführt. Die Kunst schafft ihrerseits ein Arkadien, das aufgrund seiner realen Unzugänglichkeit ein melancholisch eingefärbter Sehnsuchtsort ist. Bildlich erlebbar hat das Arkadien der Kunst – wie es das Gemälde Daeges veranschaulicht – dennoch etwas Erfüllendes. Die Kunst ist ein Refugium, das nicht von dieser Welt ist und doch auf die Welt bezogen bleibt, was ebenfalls durch die Vergegenwärtigung des real abwesenden Geliebten bei Daege herausgestellt wird. Aufgrund ihrer Weltbezogenheit eröffnet die Kunst einen Reflexions- und Meditationsraum, der auch weltlich wirksam zu werden vermag.

Arcadia Art offeriert primär Werke, welche die umrissene arkadische Dimension der Kunst aufweisen. Wie der von sehnsüchtiger Freude erfüllte Blick der Korintherin auf den Schattenriss des Geliebten verdeutlicht, bildet innerhalb der arkadischen Kunst auch der Eros in seiner Ambivalenz von Sehnsucht und Erfüllung ein wichtiges Moment, das in den Werken der Galerie repräsentiert wird. 

Da die Kunst durch ihre Differenz zur Welt auf grundlegende Weise als solche arkadisch ist, werden aber auch Werke präsentiert, deren Gehalt nicht selbst eine arkadische Ausprägung aufweist. Bei ihrer Auswahl ist die von einer gehaltvollen künstlerischen Idee geleitete Schöpfung maßgeblich, die durch eine qualitätvolle Ausführung realisiert worden ist.

Bei Arcadia Art treffen heutzutage kanonisierte Künstler auf Künstler, die nicht mehr in derselben Weise im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, zu ihrer Zeit mitunter aber hoch geschätzt wurden und ihrer Wiederentdeckung harren. Auch in den weiten Feldern außerhalb der jeweils geltenden Kanonisierungen wird aufmerksam nach künstlerischer Qualität gefahndet, die sichtbar gemacht werden soll. Dabei hat die Grenzziehung zwischen Tradition und Moderne keine Gültigkeit.

Bei der Werkauswahl ist stets der ganz persönliche Blick des Galerieinhabers, Dr. Martin Kirves, leitend, so dass kein Kunstwerk angeboten wird, welches er nicht auch für sich selbst erwerben würde. Ihm hat sich die Kunst von Kindesbeinen an mitgeteilt. Für ihn ist es evident, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt und auch die Kunst ein Quell des Lebens bildet. Als promivierter Kunsthistoriker lässt er den präsentierten Kunstwerken eine ihnen angemessene Betrachtung zuteilwerden und verbindet auf diese Weise Passion und Profession miteinander.


Vita



  • 1998-2006  Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Berlin und Madrid.



  • 2006-2010  Freier Mitarbeiter der Staatlichen Museen zu Berlin. Sammlungs- und Themenführungen im Bode-Museum.



  • 2006-2009  Stipendiat des Exzellenznetzwerks Aufklärung – Religion – Wissen. Transformationen des Religiösen und des Rationalen in der Moderne der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.


  • 2010-2014  Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei eikones-NFS Bildkritik an der Universität Basel.


  • 2012  Promotion an der Technischen Universität Berlin mit der Dissertationsschrift Das gestochene Argument. Daniel Nikolaus Chodowieckis Bildtheorie der Aufklärung (summa cum laude).


  • 2015-2018  Mitglied des DFG-Netzwerks Theorie der Skulptur (http://theoriederskulptur.de).


  • 2016-2019  Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin (UdK) und der Universität zu Köln.


  • seit 2015  Freiberuflicher Kunsthistoriker und Galerist.




Publikationen


Multimedia




Monografien


  • Das gestochene Argument. Daniel Nikolaus Chodowieckis Bildtheorie der Aufklärung, Berlin 2012.


  • Christus als Alter Ego. Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock - eine gemalte Bildtheologie, Norderstedt 2014.


 

Herausgeberschaften


  • Kaufmann, Jürgen; Martin Kirves und Dirk Uhlmann (Hrsg.): Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit um 1800, München 2013.


  • Kapustka, Mateusz; Martin Kirves und Martin Sundberg (Hrsg.): Falten-Muster. Texturen von Bildlichkeit, Emsdetten - Berlin 2018.


 

Aufsätze


  • Das Urteil des Herkules – Shaftesburys gemalte Kunsttheorie. In: Aufklärung. Interdisziplinäres Jahrbuch zur Erforschung des 18. Jahrhunderts und seiner Wirkungsgeschichte, Bd. 22 [= Shaftesbury], (2010), S. 173-200. PDF.


  • Der Tod als Aufklärer Nikolaus Daniel Chodowieckis Totentanz Der Tod als Aufklärer. Daniel Nikolaus Chodowieckis Totentanz auf das Jahr 1792. In: L'art macabre. Bd. 11, Bamberg, 2011, S. 81-101. PDF.


  • Die Widerständigkeit der Bildwerke. Die Naumburger Skulptur zwischen Kunstwissenschaft und Ideologie. In: Der Naumburger Meister. Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen. Hrsg. von Hartmut Krohm und Holger Kunde, Petersberg 2011, S. 30-42. PDF.


  • Ornament als Erkenntnisform. Die epistemische Entwurfstheorie der South Kensington School. In: Kongress-Akten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Band 2: Experimentelle Ästhetik. Hrsg. von Ludger Schwarte: http://www.dgae.de/kongress-akten-band-2.html. PDF.


  • Owen Jones and the Threefold Nature of Ornament. In: Ornament today. Digital. Material. Structural, Hrsg. von Jörg Gleiter, Bozen 2012, S. 44-61. PDF.


  • Der Künstler als zentrale Randfigur. Benjamin Wests The Family of the Artist und Daniel Nikolaus Chodowieckis Cabinet d’un peintre: zwei programmatische Familienstücke. In: Die Sachen der Aufklärung. Beiträge zur DGEJ-Jahrestagung 2010 in Halle an der Saale (= Studien zum 18. Jahrhundert, Bd. 34. 2012). Hrsg. v. Frauke Berndt und Daniel Fulda, Hamburg 2012, S. 329-340. PDF.


  • Visionäre Erkenntnis. Caspar David Friedrichs Konkretionen des Unsichtbaren. In: Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit um 1800. Hrsg. v. Jürgen Kaufmann; Martin Kirves und Dirk Uhlmann, München 2014, S. 193-226. PDF.


  • Die Krise des Ganzen. Unterwegs zu Wladimir Solowjews Denken der Katholizität. In: Una Voce Korrespondenz, 45. Jg., 1. Quartal 2015, Aachen 2015, S. 101-118.


  • Die Einsiedelei als topischer Ort. Johannes und Raphael Sadelers Eremiten-Darstellungen. In: Orte der Imagination – Räume des Affekts. Die mediale Formierung des Sakralen. Hrsg. v. Heike Schlie und Elke Koch, München 2016, S. 325-355. PDF.


  • Irrationale Rationalität. Die Rocaille als Erkenntnisform der Aufklärung. In: Aufklärung und sakraler Raum. Ausstattungsdiskurse im klerikalen Milieu des 18. Jahrhunderts (= Studien zur Kunstgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Bd. 16). Hrsg. v. Birgitta Coers; Lorenz Enderlein; Tobias Kunz und Markus Thome, Affalterbach 2016, S. 57-76. PDF.


  • Vedute und Reverie. Adrian Zinggs charakteristische Landschaftsporträts. In: Wissenschaft, Sentiment und Geschäftssinn. Landschaft um 1800. Hrsg. v. Roger Fayet; Regula Krähenbühl und Bernhard von Waldkirch, Zürich 2017, S. 76-99. PDF.


  • Das Skulpturale im Werk von Hendrick Goltzius. In: Hendrick Goltzius (1558-1617). Mythos, Macht und Menschlichkeit. Aus den Dessauer Beständen (= Kataloge der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, Bd. 21). Hrsg. v. Norbert Michels, Petersberg 2017, S. 72-85. PDF.


  • Die Textilisierung des Goldgrundes. Abstoßung und Attraktion des Gegensätzlichen. In: Falten-Muster. Texturen von Bildlichkeit (= Textile Studies, Bd. 9). Hrsg. v. Mateusz Kapustka; Martin Kirves und Martin Sundberg, Emsdetten - Berlin 2018, S. 119-145. PDF.


  • Figurationen des Todes. Hans Holbeins Neuauftakt des Totentanzes und Daniel Nikolaus Chodowieckis Variation, ART-Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften Heidelberg, 2019. PDF.


  • Der Mönch am Meer oder Caspar David Friedrichs Geheimnis, ART-Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften Heidelberg, 2020. PDF.


  • Konträrer Bildwitz oder Chodowiecki als "teutscher Hogarth", ART-Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften Heidelberg, 2020. PDF.


  • Fra Filippo Lippis Anbetung im Wald – Die Realität am Grunde der Imagination, ART-Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften Heidelberg, 2020. PDF.


  • Die Gegenständlichkeit der Skulptur. Überlegungen zur Spezifik des Skulpturalen. In: Gegenstand: Skulptur. Hrsg. v. Martina Dobbe und Ursula Ströbele, Paderborn 2020, S. 243-265.

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