Plinius der Ältere berichtet, eine Korintherin habe von ihrem in die Fremde ziehenden Geliebten einen Schattenriss an die Wand gezeichnet, so dass der Abwesende auf diese Weise gegenwärtig bleibt. Damit wandelt sich der Schatten durch die Kunst von einer Todes- in eine Lebendigkeitsform, was von Deage noch zugespitzt wird, indem der Geliebte als Soldat dem Tod entgegenzieht. Nicht melancholisch, sondern von Liebe erfüllt betrachtet die junge Schöne bei Daege die von ihr selbst hervorgebrachte Lebendigkeitsform der Kunst.
Um den Geliebten möglichst präzise darstellen, hat sie das strenge Profil gewählt und seinem Antlitz dadurch eine ideale ‚Ewigkeitsform’ verliehen. Die stehende Frau bei Poussin ist als einzige Figur im Bild ebenfalls im strengen Profil gezeigt. Zudem hebt sie sich durch ihr helles Inkarnat und ihr Geschlecht von den Hirten ab. Ihre Haltung und ihre Gewandung sind deutlich an antiken Statuen orientiert. In dieser Figur formuliert Poussin ein durch seine Kunst hervorbrachtes Ideal, weshalb die Dargestellte als Allegorie der Malerei anzusprechen ist. Sie überführt die Todesform des sich auf dem Sarkophag abzeichnenden Schattens in die Fülle der durch ihre Idealität überzeitlichen Lebengigkeitsform der Kunst. Sie verwandelt den Tod in Leben und legt daher ihre Hand beruhigend auf den erschrockenen jungen Hirten, um seine Angst zu bannen.
Arkadien ist zwar untergegangen, der Untergang hat aber zum Aufgang der Kunst geführt. Die Kunst schafft ihrerseits ein Arkadien, das aufgrund seiner realen Unzugänglichkeit ein melancholisch eingefärbter Sehnsuchtsort ist. Bildlich erlebbar hat das Arkadien der Kunst – wie es das Gemälde Daeges veranschaulicht – dennoch etwas Erfüllendes. Die Kunst ist ein Refugium, das nicht von dieser Welt ist und doch auf die Welt bezogen bleibt, was ebenfalls durch die Vergegenwärtigung des real abwesenden Geliebten bei Daege herausgestellt wird. Aufgrund ihrer Weltbezogenheit eröffnet die Kunst einen Reflexions- und Meditationsraum, der auch weltlich wirksam zu werden vermag.
Arcadia Art
offeriert primär Werke, welche die umrissene arkadische Dimension der Kunst aufweisen. Wie der von sehnsüchtiger Freude erfüllte Blick der Korintherin auf den Schattenriss des Geliebten verdeutlicht, bildet innerhalb der arkadischen Kunst auch der Eros in seiner Ambivalenz von Sehnsucht und Erfüllung ein wichtiges Moment, das in den Werken der Galerie repräsentiert wird.
Da die Kunst durch ihre Differenz zur Welt auf grundlegende Weise als solche arkadisch ist, werden aber auch Werke präsentiert, deren Gehalt nicht selbst eine arkadische Ausprägung aufweist. Bei ihrer Auswahl ist die von einer gehaltvollen künstlerischen Idee geleitete Schöpfung maßgeblich, die durch eine qualitätvolle Ausführung realisiert worden ist.
Bei Arcadia Art
treffen heutzutage kanonisierte Künstler auf Künstler, die nicht mehr in derselben Weise im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, zu ihrer Zeit mitunter aber hoch geschätzt wurden und ihrer Wiederentdeckung harren. Auch in den weiten Feldern außerhalb der jeweils geltenden Kanonisierungen wird aufmerksam nach künstlerischer Qualität gefahndet, die sichtbar gemacht werden soll. Dabei hat die Grenzziehung zwischen Tradition und Moderne keine Gültigkeit.
Bei der Werkauswahl ist stets der ganz persönliche Blick des Galerieinhabers, Dr. Martin Kirves, leitend, so dass kein Kunstwerk angeboten wird, welches er nicht auch für sich selbst erwerben würde. Ihm hat sich die Kunst von Kindesbeinen an mitgeteilt. Für ihn ist es evident, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt und auch die Kunst ein Quell des Lebens bildet. Als promivierter Kunsthistoriker lässt er den präsentierten Kunstwerken eine ihnen angemessene Betrachtung zuteilwerden und verbindet auf diese Weise Passion und Profession miteinander.