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Begas, Oscar (1828 Berlin-1883 Berlin), Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen

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Oscar Begas(1828 Berlin - 1883 Berlin). Ganzfiguriges Porträt des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen. Öl auf Leinwand. Doubliert, 74 x 58 cm, unten rechts signiert und datiert "OSCAR BEGAS 1867".



zum Werk

Das Ganzkörperporträt zeigt den Kronprinzen Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen, der im Jahre 1888 nur 99 Tage als Kaiser Friedrich III. regieren sollte. Der hier von Oscar Begas 1867 porträtierte Sohn Wilhelms I. steht vor einem dunkel gehaltenen Landschaftshintergrund auf einer Wegbiegung neben einem mächtigen Felsen, während sich auf der anderen Seite der stille Wasserspiegel eines Sees eröffnet. Am jenseitigen Ufer liegt eine Kirche, deren markante Erscheinung darauf schließen lässt, dass es sich um einen identifizierbaren Ort handelt, der mit der Biografie des 36-jährigen Kronprinzen verflochten ist. Wie der Sakralbau , so ist auch der Fels und der See auf den Porträtierten bezogen. Es handelt sich um naturalisierte Allusionen auf die klassischen Herrschertugenden: der Fels versinnbildlicht Stärke ( fortitudo ) und Standhaftigkeit ( constantia ), der unbewegte Wasserspiegel des Sees Mäßigkeit ( temperantia ) - Tugenden, die zugleich in Haltung und Blick des Kronprinzen zum Ausdruck kommen.

Neben der indirekten Attribuierung fungiert der Landschaftssauschnitt zugleich als dunkler Fond, vor dem sich der Porträtierte abhebt, was in einer allmählichen Steigerung erfolgt: Ist das Weiß der Paradeuniform farblich noch an die Landschaft zurückgebunden, wird der helle Stoff durch die lichten Reflexionen der polierten Rüstungsteile überboten, um schließlich im Eigenleuchten des Gesichtes zu kulminieren. Vor dem farblich auf das Inkarnat abgestimmten nahezu monochromen, bläulich-grauen Grund wirkt das Antlitz wie ein Porträt innerhalb des Porträts, wodurch es zum eigentlichen, den Blick des Betrachters an sich bindenden Bildzentrum wird.

Im Gegensatz zu der eher kühlen klassizistischen Präzision des eine Generation älteren Franz Krüger, dem Oscar Begas gewissermaßen als Hofporträtist nachgefolgt ist, zeichnet sich das Gemälde von Begas durch eine warmtonige Nähe aus. Die nahezu intime Atmosphäre wird durch den freieren Pinselduktus der Landschaft genähert, der sich in der Figur des Dargestellten zur höchsten Präzision konkretisiert. Dies verleiht dem Bild eine in den Lichtreflexionen nach außen abstrahlende innere Lebendigkeit. Aufgrund solcher Virtuosität bezeichnet Ludwig Pietsch Oscar Begas als einen "der besten Maltechniker" seiner Zeit.

Bekanntlich war auch der Kronprinz selbst in Kunstdingen bewandert und beförderte auf ganz entscheidende Weise den Ausbau der Berliner Museumsinsel, wovon insbesondere das ursprünglich 'Kaiser-Friedrich-Museum' benannte Bode-Museum zeugt.



zum Künstler

Oscar Begas entstammt der Künstlerfamilie Begas und war der älteste Sohn von Carl Joseph Begas d. Ä., Bruder des berühmten Bildhauers Reinhold und der Maler Adalbert sowie Carl Begas d. J.

Unter Anleitung des Vaters widmete sich Oscar Begas bereits als Kind der Malerei. Er arbeitete an Werken des Vaters mit, porträtierte die engsten Familienmitglieder und führte bereits im Alter von 13 Jahren erste Auftragsarbeiten für Vertreter gehobener gesellschaftlicher Berliner Kreis aus. Zwischen 1847 und 1849 studierte der hochbegabte Begas an der Königlichen Kunstakademie Berlin Historienmalerei und wechselte von dort zu Eduard Bendemann an die Dresdner Akademie. 1852 erhält Begas für sein Bild "Der Untergang Pompejis" den mit einem Rom-Stipendium dotierten ersten Preis der Berliner Akademie. Während seines von 1852 bis 1854 währenden Italienaufenthaltes malte Begas die im zweiten Weltkrieg verloren gegangene Kreuzabnahme für die neue katholische Garnisonskirche St. Michael in Berlin, die mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Nach der Rückkehr nach Berlin und dem frühen Tod seines Vaters übernahm Begas dessen Atelier und wurde mit der Fortführung des Porträtierens der Ritter der Friedensklasse für den Orden Pour le Mérite betraut.

Zeit seines Lebens blieb Begas ein in den höchsten Kreisen gefragter Porträtist. Besondere Bekanntheit erlangten sein für die Antwerpener Akademie gemaltes Bildnis des Peter von Cornelius, die Porträts des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, das Bildnis des Grafen Moltke, des Baurats James Hobrecht sowie sein Selbstporträt von 1850 und das Doppelbildnis seiner beiden erwachsenen Töchter Elisabeth und Susanne. Daneben widmete sich Begas aber auch Landschaftsmalerei, religiösen Darstellungen und Historienbildern, in denen sich die einfühlsame Charakteristik seiner Porträts wiederfindet. Ab den 1860er Jahren betätigte er sich zudem in der Monumentalmalerei. Von den einstigen Ausstattungen, wie dem Wallner Theater, dem Festsaal des Berliner Rathauses oder der Kaiser-Galerie Unter den Linden zeugen heute nur noch Fotografien.

Begas war Mitglied im Verein Berliner Künstler, wurde 1866 zum Professor der Königlichen Akademie der Künste ernannt und 1882 in den akademischen Senat berufen. Außerdem war er als Privatlehrer der Kronprinzessin Victoria tätig.

Die dreibändigen, zwischen 1843 und 1848 geführten Tagebücher von Oscar Begas - eine reichhaltige Quelle für das künstlerische Leben Berlins jener Zeit - werden im Berlin-Museum verwahrt.

"Oscar Begas repräsentiert das zweite, sympathischere, heute beinahe vergessene Gesicht des Kaiserreichs. Sein berlinisch gezügeltes Temperament beginnt unter südlicher Sonne zu leuchten. Es ist das vielleicht schönste Erbe des Vaters."

Michael Zajonz


Auswahl öffentlicher Sammlungen, die Werke von Oscar Begas besitzen

Akademie der Künste Berlin , Alte Nationalgalerie Berlin , Begas Haus - Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg , Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen , Lindenau-Museum Altenburg , Schlossmuseum Pless , Schlossmuseum Sonderhausen , Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg , Stiftung Stadtmuseum Berlin .



Auswahlbibliographie

Adolf Rosenberg: Die Berliner Malerschule 1819 - 1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879.

Irmgard Wirth: Die Künstlerfamilie Begas in Berlin. [Katalog der Begas-Ausstellung im Berlin Museum 1968], Berlin 1968.

Irmgard Wirth: Berliner Malerei im 19. Jahrhundert, Berlin 1990.

Sabine Beneke, Sybille Gramlich: Stadtmuseum Berlin, Berlin-Museum, Märkisches Museum. Gemälde I,1: 16.-19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseum Berlin. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde des Berlin-Museums, Berlin 1994.

Rita Müllejans-Dickmann, Wolfgang Cortjaens (Hg.): BEGAS HAUS Heinsberg. Bd. 2: Die Sammlung Begas, Köln 2013.


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