Erich Hammer(1853 Blasewitz - 1910 Weimar). Vor der Schmiede. Öl auf Holz, 34 x 26 cm (Innenmaß), 46 x 38 cm (Rahmen), links oben signiert und datiert: "E. Hammer W[eimar]. 1905." In wurzelholzfurniertem Rahmen.
zum Werk
Das Bild zeigt den überdachten Vorhof einer Schmiede, wobei - und hierin liegt die Besonderheit des Bildes - die in die Schmiede hineinführende Türöffnung im Bildzentrum steht. Auf die undurchdringliche schwarze Fläche laufen die Bildbezüge zusammen, so dass sie zum eigentlichen Protagonisten des Bildes wird. Die kompositionelle Hinführung auf das undurchdringliche Dunkel geht mit einer abgestuften Lichtregie einher: ist der Vordergrund - bilddiagonal - hell erleuchtet, folgt darauf eine das Dunkel vorbereitende verschattete Zone. Hinzu kommt die beinahe monochrome, mit dem Schwarz verschwisterte Farbigkeit, die bewirkt, dass die dargestellte erkennbare Szenerie als Präludium der dunklen Fläche in Erscheinung tritt. Über der opaken Fläche spannt sich das rote Tuch des Sonnensegels. In seiner baldachinartigen Wirkung fungiert es als Hoheitszeichen, das dem dunklen Durchgang etwas geheimnisvolles verleiht.
Neben diesen bildinternen, szenischen Bezügen korrespondiert die dunkle Fläche des Durchgangs aber auch mit dem Format des Bildes, so dass eine Bezüglichkeit auf das Bild und die Bildlichkeit als solche etabliert wird. Man kann nicht umhin hier - aus einer freilich gegenständlich orientierten Perspektive heraus - Bildideen der abstrakten Moderne vorweggenommen zu sehen, wie sie - wenige Jahre später - in Kasimir Malewitschs Bild 'Das Schwarze Quadrat' vor Augen stehen.
zum Künstler
Erich Hammer war von 1876 bis 1877 als österreichischer Stipendiat Mitglied des deutschen Künstlervereins in Rom und anschließend, von 1877 bis 1884, Student an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar, die unter dem ersten Direktor, Stanislaus Graf von Kalckreuth, für die Weimarer Malerschule wegweisend wurde. Ihre Hauptvertreter, Karl Buchholz, Paul Baum, Leopold von Kalckreuth, Ludwig von Gleichen-Russwurm und Christian Rohlfs wendeten sich der Freiluftmalerei zu, die jedoch nicht von der hellen Palette des französischen Impressionismus getragen ist, sondern dunkeltonig gehalten eher die Herbst- als die Sommerlandschaft bevorzugt.
Erich Hammer, der auch nach seinem Besuch der Kunstschule in Weimar ansässig blieb, trat mit seiner Beteiligung an der Dresdner Akademie-Ausstellung von 1882 erstmals an die breite Öffentlichkeit und war bis 1899 häufig auf den großen deutschen Kunstausstellungen in Berlin, München und Dresden vertreten.
Auswahlbibliographie
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 2, Hälfte 2: Saal - Zwengauer, Dresden 1901 (Nachdruck: Hofheim am Taunus, 1979).
Hans Wolfgang Singer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Leben und Werke der berühmtesten Künstler. Nachträge und Berichtigungen, Frankfurt a.M. 1906.
Ulrich Thieme, Felix Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907-1950.