Ferdinand König(1827 Magdeburg - 1894 München). Frühlingswald. Öl auf Leinwand, 97,5 x 72,5 cm (Innenmaß), 111 x 87 cm (Rahmen), unten links signiert "Ferd. König München". Rückseitig auf altem Etikett bezeichnet "Frühlingswald, Ferd. König".
zum Werk
Das Bild zeigt einen leicht ansteigenden lichtdurchfluteten Laubwald, dessen Bäume wie monumentale Individuen wirken. Der Eindruck ihrer Größe wird durch die mit der rotgekleideten, etwa mittig im Bild stehenden Frau eingeführte Maßstäblichkeit zusätzlich verstärkt. Dem Betrachter den Rücken zugekehrt, schichtet sie Reisig auf, der von einem erst bei genauem Hinsehen zu entdeckenden Jungen herbeigetragen wird. Trotz der Monumentalität wirken die mächtigen Bäume aber keineswegs bedrängend. Wie eine natürlich gegebene Allee säumen sie den Bachlauf, dessen sanfte Schwünge den Betrachterblick in die Bildtiefe zu den holzsammelnden Personen führen. Zudem stehen die Bäume in einem sie als Individuen freistellenden gemessenen Abstand zueinander, wodurch der weitgehend noch kahle Wald lichtdurchflutet ist. Es verbreitet sich die Stimmung eines erquickenden tiefen Durchatmens, dass sich zu einem freien Aufatmen aufschwingt, was ganz der Frühlingssituation, dem Wiederaufleben der vom Wasser des Bachs genährten Bäume, entspricht. Die von den harmonischen, ins Lichte tendierenden Farbkontrasten und der ruhigen Wasseroberfläche des sich im Vordergrund sammelnden Bachs noch bestärkte Empfindung des Aufgehobenseins sammelt sich in der beinahe winzigen, durch die rote Farbe aber dennoch als Blickfang wirkenden Staffagefigur der Frau, die dadurch keineswegs Beiwerk ist, sondern den semantischen Verankerungspunkt des Bildes darstellt. An ihrem Aufgehobensein partizipiert auch der Betrachter, wozu nicht zuletzt der für die Münchner Malerschule charakteristische, zwar gegenständlich gebundene aber dennoch freie Farbauftrag beiträgt, welcher der Szene eine beinahe haptische Greifbarkeit verleiht.
zum Künstler
Ferdinand König ging 1857 nach Hamburg und leitete dort ein photographisches Atelier. Parallel dazu betätigte er sich als Maler. Er stand er in engem Kontakt mit dem Marinemaler Hermann Rudolph Hardorff. 1871 ließ er sich in München nieder, um sich dort ganz der Malerei zu widmen. Sein Lehrer wurde der auf stimmungsvolle Monumentallandschaften spezialisierte Adolf Stäbli. In München schloss König mit August von Kaulbach Freundschaft. Studienreisen führten ihn 1875 nach Norwegen und 1892 nach Italien.
Auswahlbibliographie
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts : Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 1, Hälfte 2: Heideck - Mayer, Dresden 1895.
Ulrich Thieme, Felix Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 21, Leipzig 1928, S. 147.