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Schiess, Traugott (1834-1869), Felsiger Bachlauf in bewaldeter Landschaft mit Rehen

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Traugott Schiess(1834 St. Gallen - 1869 München). Felsiger Bachlauf in bewaldeter Landschaft mit Rehen , Öl auf Leinwand, 56 x 81,5 cm (Innenmaß), 70 x 97 (Rahmen), unten rechts signiert „T. Schiess.“ und von fremder Hand ergänzt „Mort[uus] 1869“ (?).



zum Werk

Die Waldlandschaft verströmt eine anziehende Ruhe, die keineswegs lautlos, sondern von den Geräuschen der Natur, insbesondere vom Plätschern des klaren Bachwassers erfüllt ist, das über mehrere Felsstufen aus der Bildtiefe heraus dem Betrachter in kleinen Kaskaden entgegenfließt. Vom Betrachter aus gesehen sind die Felsstufen zugleich ein visueller Aufstieg ins Bild hinein, der beidseitig vom böschungsartigen Bewuchs flankiert wird und zu dem baumumstandenen Plateau hinaufführt, auf dem zwei Rehe den Bach kreuzen. Dort verdichtet sich der Baumbestand zu einem schier undurchdringlichen Wald, dessen dunkle Fläche den weiteren Ausblick ins Bild versperrt und dadurch jene intime Begrenztheit erzeugt wie sie für die im späteren 18. Jahrhundert mit den Landschaftsbildern Salomon Gessners aufkommende sogenannte „gesperrten Landschaft“ charakteristisch ist.
Dort wo sich die dunkelste Zone im Bild befindet, ist - und daraus resultiert der lebendige Kontrast - zugleich die hellste Lichteinstrahlung. Die Bäume auf der linken Seite des Baches werden von hinten durch die Sonne erleuchtet, die auch das gegenüberliegende Ufer ins Licht tauscht und dabei den filigranen, sich von dem diffusen Baumbestand des Hintergrundes absetzenden Baum hervorhebt. Er ist gleichsam die Chiffre für die Sensibilität, von der die Natur diese Landschaft durchklungen wird und die sich auch in der fein abgestuften, vorwiegend aus Grüntönen bestehenden Farbgebung wiederfindet.
In ihrer fein nuancierten Ausbalancierung strahlt die Landschaft eine Harmonie aus, die zugleich ein unfassliches Geheimnis birgt. Damit schafft Traugott Schiess ein spätromantisches Landschaftsbild, indem er sich virtuos der seitens der Romantik entwickelten Bildsprache bedient.



zum Künstler

Traugott Schiess absolvierte zunächst in St. Gallen ein Ausbildung zum Lithografen und wurde dann, 1851, Schüler des Landschaftsmalers und Aquarellisten Friedrich Horner in Basel. 1854 zog Schiess nach München und studierte dort bei Johann Gottfried Steffans. Daneben schulte er sich in Abendkursen der Kunstakademie bei Friedrich Voltz in der Tiermalerei. Ab 1855 unternahm Schiess zusammen mit Steffan und weiteren Malerfreuden regelmäßig Studienreisen in die bayrischen Alpen und die Schweiz. 1857 lernte Schiess auf der Richisau im Klöntal Rudolf Koller kennen, dessen Landschafts- und Tiermalerei für Schiess' weiteres Oeuvre richtungsweisend war. 1858-59 schließt Schiess mit Franz von Lenbach und Arnold Böcklin Bekanntschaft, welcher in Steffans Atelier arbeitete. Sein labiler Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und Schiess stirbt, gerade einmal fünfunddreißigjährig, 1869 an einer Lungenentzündung.
Posthum wurden Werke von Traugott Schiess auf der Berliner Jahrhundertausstellung von 1906 gezeigt.

"Neben bekannten Malern wie Eduard Schleich dem Älteren kann Schiess sowohl zu den ersten Rezipienten des Paysage intime in München und der Deutschschweiz, als auch zu den Vorläufern des typischen Münchner Naturlyrismus der Jahrhundertwende gerechnet werden."

Markus Schöb



Auswahl öffentlicher Sammlungen, die Werke von Traugott Schiess besitzen:

Kunsthaus Zürich , Kunstmuseum St. Gallen , Öffentliche Kunstsammlung Basel , Sammlung Georg Schäfer Schweinfurt.



Auswahlbibliographie

Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 2, Hälfte 2: Saal - Zwengauer, Dresden 1901 (Nachdruck: Hofheim am Taunus, 1979).

Carl Brun (Hg.): Schweizerisches Künstler-Lexikon, 4 Bd., Frauenfeld 1905-1917.

Franz Friedrich Leitschuh: Die Schweizer Landschaft in der deutschen Malerei (= Die Schweiz im deutschen Geistesleben, Bd. 3), Frauenfeld - Leipzig 1925.

Kunsthaus Pro Arte Basel (Hg.): Traugott Schiess. Gemälde, Zeichnungen, Ausstellung vom 15. November - 15. Dezember [1930], Basel 1930.


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